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Was ist Nachhaltigkeit?
1.Nachhaltig ist eine Lebensweise, die nur von den Zinsen des
Naturkapitals lebt. Es dürfen also keine nichterneuerbaren
Resourcen verwendet werden, sondern nur nachwachsende Rohstoffe.
Wie in
der Waldwirtschaft darf nur so viel Holz eingeschlagen werden,
wie
nachwächst.
2.Nachhaltig ist eine Lebensweise, die nur so viel Emissionen
und
Abfälle in die Umwelt läßt, wie diese verarbeiten kann.
Zudem dürfen die Abfälle und Emissionen nicht giftig sein und
müssen biologisch abbaubar sein.
3.Nachhaltig ist eine Lebensweise, die auch allen nachfolgenden
Generationen ermöglicht, ein menschenwürdiges Leben zu
führen bzw. ein Leben, so wie sie es wollen.
4.Die Güter dieser Welt müssen gerecht verteilt werden
zwischen den Menschen der verschiedenen Nationen und Völker.
Die Nachhaltigkeit hat eine ökologische, eine ökonomische und
eine soziale Dimension. In allen drei Bereichen muß was getan
werden.
Schwache Nachhaltigkeit bezeichnet eine Strategie, die mehr auf
ökonomische Aspekte setzt. Starke Nachhaltigkeit verlangt eine
ökologischere Lebensweise.
Ich denke monokausale Ursachen zu suchen und nur
Einzelmaßnahmen zu ergreifen, um eine nachhaltige Lebensweise zu
erreichen, ist zum Scheitern verurteilt. Vielmehr müssen viele
ineinandergreifende Maßnahmen ergriffen werden, um zu einer
nachhaltigen Lebensweise zu kommen. Vieles muß auch neu erdacht
werden, und durch
evolutionäres Vorgehen (Versuch und Irrtum) als richtig sich
erweisen. Nur den Ersten Schritt müssen
Sie
tun.
Dabei kann man gute Ansätze als Basis nehmen und verändern. Dietrich Dörner hat in seinem Buch "Die Logik des Mißlingens" aufgezeigt, wie man sich verhalten muß, um Erfolg bei seinen Planungen zu haben. Bei seinen Untersuchungen mußte er erschreckt feststellen, daß viele Menschen nicht in der Lage sind mit dynamischen Prozessen umzugehen. Selbst einfache Regelungsaufgaben mit Einschwingvorgängen konnten die meisten nicht kontrollieren und schrieben ihr Versagen einem Fehler im Programm zu. Auch bei seinen Simulationsspielen mit lokalen Ökonomien und Entwicklungshilfeprojekten schaffte es nur ca jeder 10. einen stabilen menschenwürdigen Zustand zu erreichen. Auch hier wurde meist den Umständen die Schuld gegeben und auf Warnsignale wurde nicht geachtet.
Ich denke, das auf dem Weg zur Nachhaltigkeit ein Wertewandel unverzichtbar ist. Am Anfang aller Überlegungen muß stehen, wie die Lebensqualität und die Lebensfreude der Menschen vergrößert werden können, ohne große Besitztümer anzuhäufen. Oft dienen die Güter auch nur als Ersatzbefriedigung oder als Statussymbol. Zudem muß dieser Einstellungswandel bewirken, daß Menschen sich vor dem Kauf von Gütern ernsthaft überlegen, ob sie diese überhaupt benötigen, und sich nichts kaufen, falls dies der Fall ist. Des weiteren dürfen Güter durch Modetrends und schnelle Innovationen nicht entwertet werden. Alle Wissenschaft wird nicht darum herum kommen, dieses Prinzip anzuerkennen. Denn alle Effizienzsteigerungen werden nicht helfen, wenn die Ansprüche immer mehr steigen. Beispiele: In Deutschland lag die durchschnittliche Wohnfläche pro Person 1960 bei ca 17 qm, 1993 bei ca 35 qm. Die Kleidung wurde 1993 doppelt soviel gewaschen wie 1960. Ohne soziale Reformen im Bereich Arbeitszeit, Steuern und Sozialversicherungen werden sich aber viele Menschen nicht verändern wollen, weil die soziale Sicherheit fehlt. Vielleicht muß auch das Tempo der Veränderungen gedrosselt werden.
Die meisten heutigen Umwelttechnologien sind End-of-the-pipe-Technologien. Diese Technologien werden einfach nur angehängt wie z.B. der Filter ans Kraftwerk oder die Müllverbrennungsanlage an das Ende der Abfallkette. Diese Technologien verteuern die Produkte und sind zum Teil auch umweltschädlich. Was fehlt sind Systemtechnologien wie z.B ein Verkehrskonzept mit Integration aller Verkehrsmittel und Verkehrsvermeidung, eine dezentrale regenerative Energieversorgung, Abfallvermeidungskonzepte und nachhaltige Dienstleistungskonzepte, die das Produktdenken ersetzen usw.. Diese Technologiensind viel umweltfreundlicher, da sie dem Übel auf den Grund gehen, und nicht am Ende einer Kette diese nur noch vergrößern. Hier gilt es noch viele neue Innovationen durchzusetzen und neue Techniken und Verfahren zu entwickeln.
Eine Kreislaufwirtschaft läßt sich
auch nur
begrenzt einführen, da Recycling immer
ein Downcycling mit Abfall ist. Zudem gibt es Schwund
durch
Abrieb,
Korrosion und die Verarbeitung. Die Stoffströme
müssen insgesamt verlangsamt und verringert werden.
Wir sollten von der Natur lernen und in
Regelkreisen denken. Wir müssen vernetzt denken lernen. Es gibt
auch solche Ansätze in der Wissenschaft. Z.B. von Frederik
Vester.
Es gibt auch schon Kulturen, die sind nachhaltig. Viele Indigene
Völker haben sich ihren Lebenstil erhalten und leben seit
Jahrtausenden im Einklang mit der Natur. Von Ihnen sollten wir
lernen.
Vielleicht müssen wir dann aber unsere Religion und
unser Wirtschaftssystem ändern und mehr auf angepaßte
Technologie setzen. Es gibt das Konzept der Wiege zur Wiege
Betrachtung
von Prof. Braungart. Er empfiehlt eine Öko-Effektive
Produktion, wo alles in technischen und biologischen Kreisläufen
funktioniert. Abfall fällt nicht an sondern wird verwertet. Weil
sortenrein gesammelt wird und ohne Verunreinigungen produziert
wird
gibt es auch kein Downcycling.
Wir müssen unser Wirtschaftsystem vielleicht
radikal
auf eine nachhaltige Wirtschaft umbauen. Auch brauchen wir eine
ökologische Religion. Das Christentum kann dies nicht leisten.
Die
Kinder und
Jugendlichen
müssen viel mehr über die Natur und die Zusammenhänge in
der
Wirtschaft wissen. Wir müssen ihnen Empathie für alles
Lebendige
und die Natur einimpfen. Die Ökologie muß über die
Ökonomie
bestimmen. Im Moment scheinen aber alle auf dem Trip des
"Bereichert
Euch"
zu sein. Die Indianer haben uns gewarnt: "Erst wenn der letzte
Baum
gerodet
sein wird, werdet ihr erleben, dass man Geld nicht esssen kann".
technische | wirtschaftliche | gesellschaftliche | individuelle | |
schließen, reduzieren und verlangsamen von
Stoff-Kreisläufen, Wiege zur Wiege |
schließen von Verantwortungs- kreisläufen | ökologische Ethik, Wertewandel, Gesetze, Verzicht | Verantwortung, Wertewandel, Verzicht | |
Vermeidung | einfache Lösungen | unnützes nicht anbieten | Vermeidungs- kultur, Ökosteuern | Vermeiden Verzichten einsparen |
Effizienz | Energiesparen, bessere Materialausnutzung | Spartips, Anweisungen | Vorschriften für maximalen Verbrauch | Nutzungsverhalten optimieren |
Ersatz | Ersatz von bekenklichen Werkstoffen und Verfahren | Angebot von Öko-Produkten | Kennzeichnung von Öko-Produkten, Verbot von Stoffen | Ersatz/Vermeidung von bedenklichen Produkten |
längere Nutzung | Lebensdauer- verlängerung, recycling- und reparaturgerechte Produkte | Entschaffung, wegrüsten von Gütern | Verpflichtung zur Rücknahme von Gütern | Güter länger nutzen, reparieren |
intensivere Nutzung | Ökologisches, zeitloses Design | Mieten von Nutzen, gemeinsame Nutzung | Kreislaufwirtschaft | Nutzer- gemeinschaften, leihen, verleihen |
System- lösungen | Entwicklung von Systemen | Verkauf von Resultaten, Dienstleistungen | Regionalisierung, Steigerung der Erlebnisqualität | Systemlösungen nutzen |
Innovation | schonende Techniken und Verfahren | Kunden- orientierung | Klima für Inno- vationen schaffen, Subventionen abbauen | Feedback zum Erzeuger |
Soziale Innovation | Organisations- entwicklung | neue Vermarktungs- modelle | Reformen | Zufriedenheit, Lebensfreude |
Effektivität |
Technische
und biologische Kreisläufe schließen |
Diese Tabelle habe ich aus einer nur die technischen und wirtschaftlichen Strategien bestehenden und ohne die Strategien Vermeidung , Effizienz, Ersatz und Innovation und individuelle und gesellschaftliche Spalten enthaltenden von Walter Stahel weiterentwickelt.
Erstellt Oktober 1997, Version vom 16.10.2017, Johannes Fangmeyer, GNU/FDL Top