Newsletter Nr 4
des Büros für nachhaltige Lebensweise
vom 29. Mai 2004
Vom 1. bis 4. Juni 2004 treffen sich Experten aus über 100
Ländern zu den Renewables 2004 in Deutschland in Bonn. Bei der Konferenz,
zu der Bundeskanzler Schröder auf dem Weltgipfel 2002 in Johannesburg
geladen hatte, geht es um den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Bundesregierung
verspricht sich einiges davon. Die EU hat in den letzten Tagen bekannt gegeben,
dass sie die erneuerbaren Energien noch stärker als geplant ausbauen
will.
Inhalt:
1. Worldwatch Institute zur Lage der Welt
2. Tiere retten
1. Worldwatch Institute zur Lage der Welt
Im Mai ist der Bericht des Worldwatch Institute "Zur Lage der Welt 2004
- Die Welt des Konsums" beim Verlag Westfälisches Dampfboot ISBN: 3-89691-570-3
für 19,90 Euro herausgekommen. Dies in Zusammenarbeit mit der Heinrich
Böll Stiftung und Germanwatch. Der Bericht handelt nur vom Konsum der
Privatleute. Es gibt mittlerweile 1,7 Milliarden Menschen auf der Welt, die
zur Konsumklasse zählen. Das heißt, sie geben genauso viel für
Konsum aus, wie die Menschen in den Industrieländern. Vor allem in China
und Indien wächst die Zahl der Menschen, die zur Konsumklasse zählen.
In China gibt es schon 24 Millionen Autos. Der Konsum dieser Menschen ist
aber nicht nachhaltig. Die meisten Menscehn betreiben keinen ökologischen
Konsum, indem sie in Bioläden oder Naturwarenhäusern einkaufen.
Die meisten Produkte sind auch nicht nachhaltig. Sie sind für den schnellen
Konsum entworfen und werden dann auf den Abfall geworfen. In dem Bericht werden
einige Produkte in einem Spotlight betrachtet. Darunter Computer, Baumwoll
T-Shirts, Schokolade, Limonade, Flaschenwasser, Garnelen, Papier, Hühner,
Mobiltelefone und Antibakterielle Seife. Alle diese Produkte sind nicht nachhaltig.
Es gibt aber ökologische Varianten oder Alternativen. Bei Computern
werden immer noch eine Menge Giftstoffe zur Herstellung benötigt. Vielleicht
kommt es zu einer Verbesserung, wenn 2005 in Deutschland elektronische Geräte
wieder zurückgenommen werden müssen. Papier benötigt zu seiner
Herstellung Zellstoff. Der wird überwiegend aus Holz gewonnen, wozu
die Wälder der Welt abgeholzt werden. Man sollte Papier sparen oder
Recyclingpapier benutzen. Auch Flaschenwasser ist umweltbelastend. Man könnte
auch Wasser aus dem Hahn trinken. Genauso ist es mit Limonade. Sie ist zum
Teil sehr ungesund, weil sie Mengen an Zucker enthält. Der Absatz von
Limonade steigt aber immer noch. Durch Limonade werden viele regionale Fruchtsäfte
verdrängt. T-Shirts aus konventioneller Baumwolle sind auch nicht nachhaltig.
Der Anbau von Baumwolle verschlingt Unmengen an Pestiziden und Kunstdünger
und Wasser. Abschreckendes Beispiel ist der Baumwollanbau in der Region des
Baikalsees, der um fast die Hälfte geschrumpft ist. Auch werden die
T-Shirts weit entfernt hergestellt in sogenannten Schwitzbuden. Dafür
müssen sie dann weit transportiert werden. Mobiltelefone werden in den
USA in der Regel nach 18 Monaten ausgetauscht. Das gibt eine Menge an Elektronikschrott.
Problematisch sind auch die Akkus. Vielleicht verbessert sich die Lage, wenn
die Mobiltelefone vom Verkäufer wieder zurückgenommen werden müssen.
Auch die Aufzucht von Garnelen ist nicht nachhaltig. Die Gewässer werden
stark verschmutzt und oft werden Mangrovenwälder dadurch zerstört.
Mangrovenwälder sind die Kinderstube vieler Fischarten. Auch so was
harmloses wie Schokolade ist nicht nachhaltig. Man sollte Schokolade aus
biologischem Anbau kaufen. Hühner werden in Massen gehalten. In Deutschland
sind bald nur noch bodengehaltene Hühner zugelassen. Antibakterielle
Seife ist nach Untersuchungen gar nicht wirksam, weil sie sofort wieder abgewaschen
wird. In den Gewässern kann sie aber problematisch werden, weil die
Inhaltsstoffe nicht naturverträglich sind.
Nach dem Worldwatch Institute werden wir immer dicker und reicher, aber
nicht glücklicher. Wir brauchen einen anderen Lebensstil, der mehr auf
Wohlergehen statt auf Wohlstand setzt. Die Lebensqualität der Menschen
soll sich erhöhen, nicht ihr Besitzstand. In Deutschland wurde vom BUND
in der Studie Zukunftsfähiges Deutschland die Formel "Nutzen statt viel
haben" ausgegeben. Die Lebensqualität der Menschen könnte sich auch
durch mehr Muße und Zeitwohlstand erhöhen. Wozu soll man sich
bei der Arbeit immer mehr verausgaben? Nur damit man sich noch mehr kaufen
kann? Der grenzenlose Konsum führt in die Sackgasse. Würden alle
Menschen der Erde so leben wie die Konsumklasse, dann bräuchte man 5
Planeten.
2. Tiere retten
Was den Tieren angetan wird übersteigt die Schrecken
von Ausschwitz bei weitem. Und es passiert milliardenfach. Und die Menschen
kümmern sich nicht darum und ein Ende ist nicht in Sicht. Auch wenn
man die Aktion von Peta mit dem Vergleich von Fotos von Masttieren mit den
Fotos von Juden aus Ausschwitz nicht für gut hält, kommt man nicht
umhin festzustellen, dass das Leid der Tiere noch größer ist.
Das erkennen auch viele Juden, die im KZ waren an. Was aber soll man dagegen
tun? Die Menschen wollen wahrscheinlich nicht alle Vegetarier oder sogar
Veganer werden. Also wird das Leid der Tiere bleiben? Das darf nicht sein.
Wir brauchen auch eine universelle Ethik, die die Tiere mit einschließt.
Was aber ist erlaubt, um Tiere zu retten? Darf man Tiere aus Versuchslabors
oder Pelzfarmen befreien? Darf man Schlachthöfe zerstören? Darf
man Hochsitze umsägen? Einige Tierrechtler tun dies. Aber darf man solche
Gewalt anwenden? Sollte man es nicht bei Apellen belassen? Was ist noch erlaubt?
Mit der Trillerpfeife bei der Jagd pfeifen? Türschlösser von Tierversuchslabormitarbeitern
zukleben? Farbe gegen Tierversuchseinrichtungen schleudern? Immer häufiger
werden radikale Tierrechtler als Terroristen angeklagt. Aber ist das richtig?
Die Menschen müßten doch einmal erkennen, dass die Tiere ihnen
unheimlich ähnlich sind. Bonobos (Zwergschimpansen) zum Beispiel können
die Taubstummensprache erlernen und können bis über 1000 Wörter
unterscheiden. Sollte man den Tiere nicht auch ein Bewußtsein zugestehen?
Sie sind aber vor allem auch schmerzempfindlich. Darf man sie also in Tierversuchen,
die umstritten sind quälen? Ist das Recht auf freie Wissenschaft höher
einzustufen als die Tierrechte? Ich überlege, ob ich nicht ein befreites
Tier aufnehmen soll. Vielleicht ein Huhn oder ein Kaninchen. Hunde und Katzen
mag ich nicht so sehr.